Interview von Hans-Conrad Walter, Kulturberatung und Kulturmanagement, Berlin
mit unserer Geschäftsführerin
Die Kulturgießerei Saarburg mit ihrem vielfältigen sozialen und kulturellen Angebot hat weltweit ein alleinstellungsmerkmal durch die Einzigartigkeit der Kulturimmobilie auf dem Areal der ehemaligen Glockengießerei Mabilon, dessen gleichnamiges Museum Teil des Betriebes ist.
Liebe Dr. Anette Barth, was macht das soziokulturelle Zentrum im Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich aus ihrer Sicht als Geschäftsführerin der Kulturmarke so besonders, und welchen Nutzen stiftet die Kulturgießerei Saarburg?
Die Besonderheit unserer Kulturmarke liegt sicherlich in der Verknüpfung unseres historischen Erbes mit den Herausforderungen unserer Zeit und dem Blick auf wichtige zukünftige gesellschaftliche Fragestellungen, wie zum Beispiel dem Klimaschutz oder dem Erhalt unserer demokratischen Strukturen. Wir leisten jeden Tag wertvolle Arbeit für alle Generationen. Frühe Bildung von Anfang an, kulturelle Bildung und Teilhabe besonders für Kinder und Jugendliche, Unterstützungsangebote für Familien zur besseren Vereinbarkeit mit beruflichen Herausforderungen oder der Pflege von Angehörigen, präventive Gesundheitsvorsorge für ältere Menschen, Unterstützungsangebote, um sich in einer zunehmend digitalen Welt zurecht zu finden … so stiften wir auf vielfältige Weise Nutzen für jeden Einzelnen.
Als Geschäftsführerin der Kulturgießerei Saarburg sind Sie für den Betrieb der Kulturimmobilie, die Koordination der Angebote der 10 Individualmarken und auch für das vielfältige Kulturprogramm verantwortlich. Mit welchem Geheimrezept des Sozial- und Kulturmanagements machen Sie es möglich, die unterschiedlichen Inhalte alle unter einem Dach in einem so ansprechenden Jahresprogramm für die jährlich ca. 29000 Besucher:innen zu vereinen?
Ein Geheimrezept ist es nicht, aber unser Grundkonzept unterscheidet sich von Beginn an sicherlich von vielen anderen (sozio)kulturellen Einrichtungen. Es ist der Netzwerkgedanke, der alles miteinander verbindet und die Basis schafft. Wir denken nicht in Säulen. Zentral bleibt immer der Gedanke, wie kann ich Nutzen gemeinsam mit anderen für andere stiften. So entstehen neue Angebote und Projekte, die immer auch im Einklang mit unserem Leitbild und dem einzigartigen Ambiente, in dem wir wirken dürfen, stehen müssen. Aus diesem Antrieb heraus entsteht immer wieder auch das Programm für unsere Kulturbühne, das sich allen Sparten der Kultur und dem Anspruch kultureller Bildung verpflichtet fühlt.
Welche Ideen haben Sie und Ihr engagiertes Team aus bis zu 180 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen für die Zukunft des Kulturstandortes, die Weiterentwicklung der Kulturimmobilie sowie des soziokulturellen Angebotes. Wer fördert Sie in der Verwirklichung Ihrer Ziele und wer kann Sie darüber hinaus in welcher Form zukünftig tatkräftig unterstützen?
Wir möchten unseren Verein und unser Zuhause, die Kulturgießerei Saarburg, mit all ihren Einrichtungen und Aufgaben nachhaltig weiterentwickeln, deshalb sind wir 2024 in einen Beratungsprozess mit Hans-Conrad Walter, Causales – Kulturberatung und Kulturmanagement, eingestiegen. Dieser Schritt war nach den Corona-Jahren und den aktuellen multiplen Krisen, die sich durch hohe Kostensteigerungen auch massiv auf uns auswirken, dringend erforderlich. Erste Erfolge zeichnen sich ab, und wir werden dabei auch von unseren kommunalen Partnern stark unterstützt. Ein wichtiger Schritt innerhalb dieses Prozesses ist die Suche nach Sponsoren, denen wir unsere Leistungen anbieten, und davon gibt es einige, was jedoch viel zu wenig bekannt ist. Daran müssen wir arbeiten, ebenso wie an der Steigerung unserer Eigenwirtschaftlichkeit. Über Unterstützung durch ehrenamtliches Engagement oder auch durch Spenden freuen wir uns sehr.
DR. ANETTE BARTH studierte an der Universität Trier Kunstgeschichte, Archäologie und Ethnologie.
Sie promovierte über den Bildhauer Alexander Archipenko und erwarb einen Doktor der Philosophie in
Kunstgeschichte. Von 1996 bis 2014 war sie Leiterin der VHS Saarburg. Seit 2008 ist sie die Geschäftsführerin des Lokalen Bündnisses für Familie in der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell,
das seinen Sitz im soziokulturellen Zentrum Kulturgießerei Saarburg hat. Sie lebt mit ihrer Familie in Saarburg.